Knoten
Der Name Salix alba oder Silberweide kommt einem vielleicht nicht sofort in den Sinn. Dennoch kann man kaum übersehen, dass man diesem Baum schon oft begegnet ist. In den Niederlanden wird sie häufig als Kopfweide verwendet und man findet sie überall an Gräben, Grundstückszäunen und auf Wiesen. Sie verträgt feuchte Böden sehr gut. Salix alba wächst nicht nur schnell, sondern das Holz der jungen Zweige ist auch sehr biegsam und wird seit Jahrhunderten für die Herstellung von Kisten, Kajaks und Zäunen verwendet. Die Engländer stellen daraus gerne den Schläger her, mit dem sie in ihrem Nationalsport Kricket am liebsten eine "Vier" (Ball rollt über die Seitenlinie) oder eine "Sechs" (Ball fliegt durch die Luft über die Seitenlinie) schlagen.
Dr. Alba
Schon in der Antike wusste man, dass das Kauen auf einem Stück Weidenrinde gegen Schmerzen hilft. Hippokrates verschrieb verschiedene Zubereitungen aus Weidenrinde gegen Fieber oder Schmerzen. Man konnte die Rinde oder die Blätter abkochen und das kochende Wasser zur Behandlung von Blasen und Geschwüren verwenden (es entwässert), aber Weidenextrakte wurden auch bei Kopfschmerzen, Rheuma, Entzündungen und anderen Beschwerden verschrieben. Erst im Jahr 1828 wurde der Wirkstoff Salicin isoliert. Salicin verursachte jedoch einige unangenehme Nebenwirkungen wie Erbrechen und Magenbluten. Schließlich (erst um 1900) wurde eine Lösung für dieses Problem gefunden. Felix Hoffman, einem Chemiker der bekannten Firma Bayer, gelang es, die Verbindungen so zu verändern, dass diese Nebenwirkungen verschwanden. Acetylsalicylsäure war eine Tatsache und wurde schließlich zum bei weitem am meisten verwendeten Medikament der Welt: Aspirin. ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy), ein unabhängiges Institut, das unter anderem die medizinischen Wirkungen von Pflanzen bewertet, kam zu dem Schluss, dass Salix alba gegen fieberhafte Erkrankungen, die symptomatische Behandlung rheumatischer Beschwerden, die Linderung von Schmerzen und leichte Kopfschmerzen hilft.
Ali Baba
Wenn Hippokrates schon einige hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung über die heilende Wirkung von Salix alba sprach, ist davon auszugehen, dass auch Mediziner, Mystiker und Künstler im Laufe der Jahrhunderte über diesen Baum gesprochen haben. Die Weide spielt in Tausenden von Geschichten, Mythen und Sagen eine Rolle. Shakespeare erwähnt die Weide sowohl in Hamlet als auch in Othello, zwei seiner berühmtesten Werke. Viele Jahrhunderte zuvor war die Weide für ihre aphrodisierenden Eigenschaften bekannt und galt in mehreren Kulturen als Symbol der Unfruchtbarkeit. Seltsamerweise ist die Weide wegen ihres üppigen Wuchses gleichzeitig das Symbol der Fruchtbarkeit. Sowohl Zeus als auch seine Frau Hera sollen unter einer Weide geboren worden sein. Darüber hinaus soll die Weide Hexen und Geister beherbergen. Für Letzteres gibt es eine recht logische Erklärung: Kopfweiden sind oft hohl und sehen aus wie gequälte Menschen mit ausgebreiteten Armen. Sie standen oft an den Rändern von Gräben und Wiesen und konnten im Morgennebel recht düster aussehen. Außerdem sind die verrottenden Teile der Kopfweide sehr attraktive Standorte für Honigpilze. In der Dämmerung geben diese Pilze ein blassblaues Licht ab, so dass unsere Vorfahren gerne fernblieben.
Ungeschnitten
Wenn man die weiße Weide sich selbst überlässt und sie nicht kappt, wird man bald sehen, was diesem Baum seinen niederländischen Namen gab. Sie schießt wie eine Rakete in die Luft. Schnellwüchsig ist fast noch untertrieben. Lassen Sie ihm also seinen Lauf, und er wird innerhalb weniger Jahre sein Maximum erreicht haben.
Salix alba gehört zu den Bäumen, an denen fast jeder von uns vorbeigeht, ohne sie wirklich zu beachten. Dabei wurde er von den größten Dichtern besungen, die die Menschheit je kannte, sein Extrakt ist das meistverwendete Medikament der Welt und Sie wissen ja: er ist auch schön anzusehen. Also pflanzen Sie sie!
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